Wo früher einmal ein Ringofen Ziegel für anspruchsvolle Bauten in Gotha und Thüringen herstellte, findet man heute moderne Büro- und Tagungsräume vor. Wie sehr sich das Büro-und Gewerbezentrum in den vergangenen Jahren verändert hat, zeigen die alten Bilder und die Dokumentationen in den Fluren des Hauses.
Im Rahmen des Tages des offenen Denkmals führten die Mitarbeiter des GET interessierte Gäste und Mieter durch das Haus und erklärten ausführlich, wie man früher an derselben Stelle Ziegel brannte.
Zur Geschichte des GET
Mitte der 1990er Jahre hat der Stadtrat von Gotha beschlossen, das traditionelle Industriegebiet Gotha-Ost auf einer Fläche von 300 Hektar neu zu entwickeln. Bestandteil des Gesamtkonzepts zur städtebaulichen Entwicklung war auch die Errichtung eines Existenzgründerzentrums.
Als Ort des Vorhabens wurde das frühere Fabrikgebäude der Ziegelei der Gothaer Firma Friedrichs ausgewählt. In dem sogenannten „Ringofen“ aus dem Jahr 1904 wurden vorwiegend Mauersteine und Dachziegel hergestellt.
Von Dezember 1998 bis April 2000 wurde der schöne Klinkerbau in drei Bauabschnitten saniert und umgebaut.
Architektonischer Esprit formte aus dem einstigen Zweckbau der ehemaligen Ziegelfabrik einen ca. 4.000 m² großen und modernen Gebäudekomplex, der Büroflächen, Konferenz- und Seminarräume sowie moderne Infrastruktur beherbergt.
Seinen besonderen Charme hat das Gebäude dabei nie verloren. Die zeitgemäße Klinkerbauweise, die eingearbeiteten Verzierungen, die roten Ziegel – ähnlich den „Friedrich Dachziegeln“ – und die große Anzahl der klassischen Bogenfenster erinnern noch heute an die Gründerzeit des 19. Jahrhunderts.
Gründer- und Erfindergeist liegen in Gotha seit je her eng beinander.
Wussten Sie, dass Justus Perthes (1749-1816) in Gotha mit der Farbgebung für Landkarten sozusagen die moderne Karthographie entwickelt hat, oder dass das erste deutsche Versicherungsunternehmen auf Gegenseitigkeit von dem Gothaer Ernst Wilhelm Arnoldi (1778-1841) in Gotha gegründet wurde? Der Fahrzeugbau kann in Gotha auf eine über 125 jährige Tradition verweisen und ein Gothaer Fleischermeister „erfand“ die Zervelatswurst, die erste länger haltbare Dauerwurst.
Porzellanfabriken, Zuckerraffinerien, Fahrzeug- und Maschinenbau, chemische und holzverarbeitende Industrie schufen ebenso wie Musikinstrumentanbauer, Spielwarenhersteller und Schuh- und Textilunternehmen Wohlstand und Ansehen. Bauhauskünstler hinterließen Ihre Spuren in Gotha ebenso wie Verleger, Maler und Komponisten.
Gründerzeitarchitekturen in fast allen Teilen der Stadt zeugen noch heute vom Gründererfolg der ehemaligen Ziegelei-Eigentümer.
Seit der Eröffnung des Gründerzentrums, im April 2000, ist das Haus erneut vom Gründergeist erfüllt. Hier finden neben Existenzgründern auch junge und bestehende Unternehmen Raum und Unterstützung zur Verwirklichung Ihrer Geschäftsideen. Bisher haben über 62 Unternehmen das GET als „Sprungbrett“ in das Unternehmertum genutzt.
Wenn auch Sie eine findige Geschäftsidee haben wie einst Arnoldi oder Perthes, dann schauen Sie bei uns vorbei.
Quelle: Wenzel, M. (2002): Von der herzoglichen Residenz zur Industriestadt. Kompendium zur Industrialisierung in Gotha vom 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Nationalsozialismus. Erfurt: Ulenspiegel-Verl.